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20.05 Langenargen – Lindau (ca. 17 km) Bodensee
Geschrieben am 22. Mai 2009 Keine KommentareNach einer unendlichen Autofahrt aus Kiel kam ich in Lindau an, Golfhotel, das so nett war, allen Beteiligten ein Zimmer zu sponsorn, – aber es blieb wenig Zeit zur Entspannung: erst zum Club, Wagen ausladen, dann Mietwagen abgeben, dann Mark Hörstermann vom BUND treffen, alles besprechen, koordinieren, das Kanu organisieren, die Ankunft der anderen, zusätzliche Schlafplätze: die Hektik des Vorabends eben. Ganz zuletzt noch die verhängnisvolle Idee, an den Startpunkt zu fahren. Allein die Autofahrt entlang der geplanten Schwimmstrecke dauert gute zwanzig Minuten. Als wir dann am Strand stehen und weit entfernt die Lichter Lindaus sehen der erste Schreck über meinen Größenwahn, als wir dann feststellen, dass das nicht Lindau, sondern erst Nonnenhorn (der erste Stopp) ist, der weit größere Schreck. Im Hotel dann das Bewußtsein: Mensch, Heinz, Deine Maximaltrainingsstrecke lag unter 5 km – wie willst Du das überleben morgen, noch dazu mit Erkältung und völlig ermüdet. Der letzte Blick auf die Uhr um 2.30 morgens, der letzte Gedanke: ach, egal – das Leben ist Deine Freundin und der Bodensee auch – – – um 6 klingelt der Wecker mich raus.
Um 8 Uhr großes Treffen: Claudio kommt aus Karlsruhe, der heute Kurier macht & Aufbau & Soundcheck – Enno aus Hamburg, der das Boot rudern wird, Ann aus Marburg, die uns das Boot besorgt hat und mitrudert, Linn aus Bochum, die fotografieren will und ebenfalls mitrudern muß – das Boot fast 6 m lang, das Filmteam versucht erstmal Nacktaufnahmen beim Umziehen. Ein Surfbrett sorgt allerdings für Geheimhaltung und dann ins Wasser: an den warmen Stellen 14 Grad, in den kalten Strömungen so eisig, dass mir Hände und Füße taub werden und die Kälte den Brustkorb zuschnürt: aber fröhlich drauflos! Der erste Stopp nach hundert Metern: ein Fotograf der Schwäbischen Zeitung steht bis zu den Knöcheln im Mündungsschlamm des Argen. Also wieder zurück – Fotos gemacht, los geschwommen, erst Brustschwimmen, um überhaupt mal zu realisieren: ab jetzt, lieber Heinz, bist Du nicht mehr Wander-, sondern Wasserratte. Plötzlich zwei Kajaks: und drei bekannte Gesichter – die Lindauer, die mich schon eine Etappe beim „Lauf gegen die Kälte“ begleitet hatten, starten auch hier mit uns! Wow! Danke! Nach einem Kilometer beginne ich zu kraulen, muß aber ständig unterbrechen, weil das Treibholz so dicht ist, daß ich mich kraulend darin verfange. Treibholz und Kälte: die Feinde der nächsten 16 Kilometer. Die Stille unter Wasser, das meditative Hinabtauchen meiner Hände in ein trüb-türkises Nichts, das Beiboot an meiner Seite, die Lust am Wasser: die Freunde der nächsten 16 Kilometer. Ich mache zwei kurze Pausen, um zu trinken, dann der erste Halt nach drei Stunden.
Leider ist es die falsche Stelle und nach einem Brot und einer Tasse Tee geht es gleich weiter: die BUND-Gruppe Lindau, die mit frischen Brötchen & Vitamingetränken und freudigem Applaus wartet, hat sich einundhalb Kilometer östlich aufgestellt. Dort angekommen erkenne ich, dass wir dem Zeitplan hinterherhinken. Trotz einer schon spürbaren Müdigkeit rasten wir nur eine halbe Stunde und ich beschließe, ein wenig schneller zu schwimmen, um die Strecke zum Lindenhofbad pünktlich zu erreichen. Angetrieben von diesem Ehrgeiz schwimme ich wesentlich zügiger als im ersten Teilbereich: wir erreichen den Lindenhofpark 15 Minuten vor der geplanten Zeit, obwohl eisige Strömungen zu zwei Oberschenkelkrämpfen geführt haben, so daß ich teilweise nur mit den Armen geschwommen bin. Wir können wirklich rasten – eine ganze Stunde. Aus der Umklammerung des Neoprenanzugs befreit, kann ich sogar ein kleines Sonnenbad nehmen. Die Oberarme und der Nacken schmerzen vor Anstrengung, aber ich weiß, dass ichs schaffen werde: 13 km liegen hinter mir, die letzten vier schaffe ich auch noch. Es gesellt sich noch eine professionelle Schwimmerin dazu, die vor acht Jahren den ganzen Bodensee durchschwommen hat: ein toller Ansporn! Natürlich bin ich viel zu langsam für sie: aber in ihrem Windschatten erreiche ich, begleitet von den Booten, den Lindauer Hafen erneut vor der geplanten Zeit und steige aus dem Wasser, noch bevor die Presse da ist. Ich bin gerade dabei meinem Herzen zu vermitteln, dass es nicht mehr 180 Schläge pro Minute machen muss, da kommt auch schon Konstantin Wecker um die Ecke, der BUND begrüßt mich, Claudio lächelt mich an und die Blitzlichter der Kameras geh’n los.
Das Team des Club Vaudeville begrüßt uns wunderbar: ich dusche mich kurz ab, wir bauen auf, machen Soundcheck, bekommen herrlich zu essen.Und dann geht eigentlich auch schon das Konzert los: ca. 250 Zuschauer füllen die Halle – der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger spricht ein paar Grußworte und informiert über die Bedrohung der Flüsse und dann werden wir mit einem tosenden Applaus begrüßt, spielen fünf Lieder, dann Konstantin Wecker eine halbe Stunde solo, und ein fulminanter Übergang in die Pause, bei dem Claudio und ich ihn begleiten. Der Abend wird lang & Zugabenreich – ein toller Abschluss eines tollen Tages und nach Abzug aller entstandenen Unkosten bleiben für die bundesweiten und lokale Artenschutzprojekte 1.100.- Euro übrig!
Ein herzlicher Dank für die Unterstützer vor Ort: Oberbürgermeisterin für 300.- Euro Zuschuß, Golfhotel Weissensberg für sechs Zimmer, Frank Schick für die Klavierstimmung.