Der „moralische Triathlon“: 2te Etappe
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  • Ruhr

    Die Ruhr ist rechter Nebenfluss des Rheins und insgesamt 219 Kilometer lang. Ihr Ursprung, die so genannte „Ruhrquelle“, befindet sich im Rothaargebirge. Bei Duisburg mündet der Fluss in den Rhein. Zwischen Quelle und Mündung liegen mehr als 600 Höhenmeter Unterschied. Das Einzugsgebiet der Ruhr, d.h. die Fläche von wo die Niederschläge in die Ruhr abfließen, beträgt knapp 4.500 Quadratkilometer. Der Flussverlauf befindet sich ausschließlich im Bundesland Nordrhein-Westfalen und passiert Städte wie Arnsberg, Mühlheim an der Ruhr, Bochum, Hagen, Essen und Duisburg.

    Die Ruhr verläuft Mitten durch das Ruhrgebiet und ist auch Namen gebend für diese Gegend. Denn die dortige Industrialisierung und damit auch die Entwicklung dieses Ballungsraumes begann Ende des 18. Jahrhunderts mit der Kohleförderung, die anfangs vor allem im Flussbereich der Ruhr durchgeführt wurde. Hier waren die Kohlelager wesentlich näher an der Erdoberfläche zu finden.

    Der Flussverlauf der Ruhr ist geprägt durch die extremen Gegensätze der Landschaften, die der Fluss durchläuft. Während im Quellbereich und im Hochsauerland große naturbelassene Abschnitte den Flusslauf dominieren, fließt der Fluss im unteren Bereich durch die Industrie- und Ballungsräume des Ruhrgebietes.
    Zahlreiche Schutzgebiete wie das Naturschutzgebiet „Ruhr bei Freienohl“ oder der Naturpark „Arnsberger Wald“ sind entlang der Ruhr etabliert worden. Solche Schutzmaßnahmen sind Vorraussetzung dafür, das heute mehr als 28 Fischarten (u.a. Bachforelle, Rotfeder, Hecht, Karpfen) in der Ruhr wieder heimisch sind. Im Jahr 2000 wurden sogar Flussneunaugen in der Ruhr wieder entdeckt, die dort eigentlich als ausgestorben galten und auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen. Die Uferbereiche dienen zudem zahlreichen Vögeln wie dem Graureiher als Brutgebiete.

    Dass die Ruhr einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dient, ist erst seit neuerer Zeit wieder möglich. Da im Zuge der Industrialisierung der Fluss durch Abwässer stark belastet wurde, war für Jahrzehnte kaum Leben in der Ruhr vorhanden. Das besserte sich erst ab 1913 mit dem Erlass des Ruhrreinhaltungsgesetzes, das zumindest einen Teil der Abwässer in den Fluss regelte und Kläranlagen etablierte. Aktuell wird immer noch Grubenwasser aus ehemaligen Bergbaugebieten in die Ruhr eingeleitet. Dadurch kommt zu erhöhten Belastungen mit Sulfat, Chlorid und Zink. Außerdem war die Ruhr in den letzten Jahren noch weiteren gefährlichen Abwasserbelastungen ausgesetzt. So wurde zum Beispiel im Jahre 2006 im Wasser der Ruhr und bei im Fluss lebenden Fischen hohe Konzentrationen an perfluorierten Tensiden (PFT) nachgewiesen, die eine hohe Toxizität aufweisen. 2008 gab es einen ähnlichen Skandal mit einer anderen Chemikalie.
    Manche menschlichen Eingriffe aus der Vergangenheit wirken sich bis heute auf die Ökologie der Ruhr aus. Die künstlichen Veränderungen am Verlauf des Flusses und die Uferbegradigungen, die bereits im 18. Jahrhundert für den Ausbau der Ruhr zur vielbefahren Wasserstraße durchgeführt wurden, gehören dazu. Damit gingen sowohl wichtige Hochwasserrückhalteflächen verloren, als auch ökologisch wertvolle Auenwälder.
    Zudem bestehen heute im gesamten Ruhr- und Wuppersystem ca. 1.500 Querbauwerke. Diese verursachen Rückstauerscheinungen auf rund 25–60% der Flussverläufe von Wupper und Ruhr und auf bis zu 13% der Gewässerstrecken ihrer Nebengewässer. Dies bedingt abschnittsweise eine vollständige Veränderung der fließgewässertypischen Strukturen. Ökologische Konsequenz dieser Eingriffe ist u.a. die Abwesenheit von Flusswanderfischen wie Lachs und Stör. Aufgrund ihrer Laichwanderungen muss für sie der Fluss barrierefrei sein.

    Doch das Bewusstsein für die Notwendigkeit, dass Flüsse wieder lebendige und natürliche Ökosysteme werden müssen, wächst stetig. An der Ruhr gibt es in mehreren Gemeinden (u.a. Arnsberg und Neheim) Projekte für Renaturierungsmaßnahmen. Außerdm gibt es diverse Bemühungen um die Ruhr auch für Wanderfische wieder durchgängig zu machen. So werden z. B. bei Wehren sogenannte Fischtreppen gebaut, die es auch den Fischen ermöglichen diese Hindernisse zu überwinden.

    Renaturierungsmaßnahmen bei Arnsberg und Neheim:
    http://www.arnsberg.de/umwelt/ruhr_renaturierung.php

    Informationen zum PFT-Skandal:
    http://www.bundnrw.de/themen_und_projekte/wasser/pft_skandal/