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26.05.09 Bad Münster – krank
Geschrieben am 29. Juni 2009 1 KommentarBis zu acht Stunden schwimmen, Anfahrt von drei/vier Stunden, Auf- und Abbau, Soundcheck, Konzerte: es ist für Heinz schwierig, bei einem solchen straffen Zeitplan noch Zeit für das Tagebuch zu finden. Wir bitten um Geduld: die Berichte folgen so schnell wie möglich!!
Der Wecker klingelt um 8 Uhr. Um fünf nach acht hänge ich bereits am Handy und fahre einen PR-Großangriff, ich schreibe SMS an alle Freunde und Kollegen, mit der Bitte, verstärkt aufs Projekt aufmerksam zu machen, ich telefoniere eine dreiviertel Stunde mit dem BUND in Berlin, um die Pressearbeit neu abzustimmen, wir beschließen, die Meldungen stärker auf die Konzerte als auf das Schwimmen abzustimmen, weitere Anrufe an Radiosender & Zeitungen, ich plane, bitte, schnatter und huste – dann fahren wir nach Bad Münster, wo ich die schöne Nahe zwar nicht beschwimmen darf, aber immerhin daran entlang wandern. Enno begleitet mich. Und vertieft in allerlei philosophische Gespräche durchwandern wir u.a. eines der letzten Rückzugsgebiete der Würfelnatter – einer Wasserschlange, die nebst Gelbbauchunke, Feuersalamander und vielen anderen bedrohten Tierarten hier noch vorkommt. So ungern ich es zugebe: der Arzt hatte recht! Ich hätte das nicht durchgestanden. Schon die 12 km lange Wanderung ermüdet mich – Dauerhusten – Mattigkeit – wurscht! – weiter! – am Kurpavillon angekommen, treffen wir Kenny wieder, der uns schon beim „Lauf gegen die Kälte“ sowohl musikalisch, als auch läuferisch begleitete – nun stellt er uns die Tontechnik zur Verfügung, hat den Kontakt hierher geschaffen – vielen Dank! Besonders voll wirds trotzdem nicht, denke ich. Kurort, kleine, heile, bißchen morbide Welt, die von den bessere Zeiten träumt: vor allem aber, aus Erfahrung gesprochen: es dauert immer, bis man eine ins falsche Fahrtwasser abgetriebene Pressearbeit wieder rumgedreht bekommt. Ich ahne, was verkehrt läuft: alle konzentrieren sich auf das Schwimmen als eigentliches Ereignis und vernachlässigen darüber das Konzert – oder: sie meinen, da spiele sich wieder mal einer als neuer Jesus Christus auf, oder: halten es nicht für möglich, daß da einer 20 km schwimmt und abends noch Konzerte spielt, oder, am schlimmsten: interessieren sich keinen Pfennig für verschwindende Tierarten und verbaute Flußläufe. Das wäre natürlich fatal und würde das Flussprojekt auf eine tragische Art bestätigen… am wahrscheinlichsten halte ich es aber, daß der ganze Berichterstattungsapparat blitzschnell reagiert, wenn es sich um täglich wiederholte Ereignisse handelt, wie z.B. Morde, Banküberfälle, Amokläufe, Bundesliga, Sexskandälchen oder Kriege – aber unheimlich träge sein kann, wenn etwas in einer neuen Kombination auftaucht. Wie dem auch sei: wir bekommen eine tolle Führung in der Naturstation, werden vom BUND Bad Kreuznach herzlich begrüßt, gehen dann lecker essen, erleben einen der seltenen Tage, an denen sich Enno ein paar Gläschen Wein gönnt und kommen etwas verspätet zu dem bereits wartenden Publikum. Wie befürchtet: von den insgesamt 150 Sitzplätzen sind 20 besetzt, meist Herrschaften über 70, die der Meinung sind, einen Vortrag über „Strom & Wasser“ zu hören. Na – über den „Vortrag“ haben sie sich jedenfalls gewundert. Wir spielen; Kenny spielt – am Ende haben wir 128.- Euro im Topf.