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Havel
Im Mecklenburgischen Quellgebiet, unweit der Müritz, beginnt der Lauf eines kleinen, ruhigen Flachland-Flusses – der Havel. Dieser einzigartige Fluss mit seinen vielen seenartigen Erweiterun-gen durchfließt auf 356 Kilometern die durch Eiszeiten geprägte Landschaft Brandenburgs. In Sachsen-Anhalt bei Havelberg mündet die Havel in die Elbe. Auf ihren Weg passiert sie u. a. die Großstädte Berlin und Potsdam. Das Wassereinzugsgebiet der Havel ist 24.096 Quadratkilometer groß. Ihre Fliessgeschwindigkeit ist eher gemächlich, ihre landschaftlichen Reize und ihre histori-sche Bedeutung für die Region dagegen groß.
Seit Generationen ist die Havel auf weiten Strecken durch menschliche Eingriffe stark verändert worden. Heute ist sie ein durchgängig gestauter und ausgebauter Fluss; ihr Flussbett wurde für die Schifffahrt verbreitert und vertieft.
Trotzdem hat sich an diesem Fluss noch eine Vielfalt und Schönheit erhalten können, die es zu schützen gilt. Hier leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Zudem bildet das Naturschutzgebiet „Untere Havelniederung“ zusammen mit angrenzenden Flächen das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland Westeuropas. Seit 2005 werden hier umfangreiche Renaturierungs-maßnahmen durchgeführt.Doch weniger geschützte Flussabschnitte der Havel sind bedroht: das geplante Großprojekt VDE 17 (Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Nr. 17) sieht den Ausbau der mittleren Havel in Brandenburg und Berlin vor. Am 17. August 2008 hat die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost den Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals genehmigt. Damit soll ein weiteres Teilstück des Verkehrsprojekts VDE 17, dessen Ziel der Ausbau von Wasserstraßen auf knapp 280 Kilometer von Berlin nach Wolfsburg ist, fertig gestellt werden. Der bisher naturnahe Kanal soll auf 4 Meter Wassertiefe vertieft und sein nördliches Ufer um bis zu 8 Meter abgegraben werden. Hunderte von Bäumen, darunter über 100 Jahre alte Eichen, sollen nach der Planung gefällt werden. Die Lebensräume von Biber, Fischotter, Zauneidechse und vielen anderen Tier- und Pflanzenarten werden zerstört. Die Naturschutzverbän-de aus Brandenburg und Berlin haben deshalb am 18.9.2008 vor dem Bundesverwaltungsgericht Klage gegen Planfeststellungsbeschluss über den Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals eingereicht. Begründet wird die Klage neben den gravierenden ökologischen Folgen mit dem fehlenden wirt-schaftlichen Bedarf. Bei einem Erfolg ist anzunehmen, dass sich der gesamte Ausbau von Havel und Spree im Rahmen des Verkehrsprojektes VDE 17 erledigt und die Wasserstraßenplaner endlich auf die Linie der Vernunft einschwenken. Bisher wurde noch nichts entschieden. Zurzeit wird ein Vergleichsvorschlag des Bundesgerichtshofes von beiden Seiten geprüft.
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